Forschung

Schwerpunkte in der Forschung

  • Synoptische Evangelien (besonders: Matthäusevangelium, Spruchevangelium Q)
  • Offenbarung des Johannes (DFG-Projekt "Entzauberte Rituale")
  • Das Neue Testament und seine Welt (Umwelt, Zeitgeschichte, Archäologie)

Mitgliedschaften in Forschungsverbünden


Dissertation

Michael Hölscher, Matthäus liest Q. Eine Studie am Beispiel von Mt 11,2-19 und Q 7,18-35 (Neutestamentliche Abhandlungen. Neue Folge 60), Münster: Aschendorff 2017. VIII + 408 Seiten, ISBN: 978-3-402-11444-5, EUR 49,00 (D).

Die Dissertation wagt einen Blick hinter die Kulissen des ersten Evangeliums, indem sie sich mit der Frage nach der Art und Weise der Quellenbearbeitung des Matthäus beschäftigt. Insbesondere das Spruchevangelium Q ist dabei im Blick. Matthäus verarbeitet es neben dem Markusevangelium und einigem Sondergut in seiner Jesusgeschichte. In der Forschung wird rege diskutiert, ob Matthäus sich loyal zur Tradition des Markusevangeliums verhält und sich entsprechend eher in der Tradition des Markus verorten möchte (J. Andrew Doole) oder ob Matthäus doch eher mit dem Spruchevangelium Q sympathisiert (Linden E. Youngquist) und die Trägergruppe des Matthäus möglicherweise sogar in soziologischer Kontinuität zur Q-Gruppe steht (J. M. Robinson und P. Foster). Zentraler Gegenstand dieser Untersuchung ist die Perikope Mt 11,2-19 par. Q 7,18-35. Sie wird intensiv analysiert und dient als Musterbeispiel für die matthäische Quellenbearbeitung. Insofern diese Perikope im in dieser Arbeit erstmals gründlich erhellten Raumkonzept und somit im szenischen Gesamtaufriss des Matthäusevangeliums verortet wird, kommt der matthäische Text über Mt 11,2-19 hinausgehend insgesamt in den Blick.

Die Dissertation lässt sich inhaltlich zwischen den beiden von Doole und Youngquist abgesteckten Positionen verorten, weil sie über die quellenorientierte Perspektive hinaus auch die ganz eigenen, spezifisch matthäischen Akzentsetzungen im Umgang mit den Quellen zu erheben sucht. Dabei kommt unter anderem zum Vorschein, dass Matthäus seine Quellen eher in Orientierung an einem ihm eigenen Konzept verarbeitet, das eine starke Orientierung an räumlichen Strukturen aufweist. Nicht zuletzt die szenische Verortung der Perikope Mt 11,2-19 par. Q 7,18-35 im Kontext „ihrer Städte” (Mt 11,1-14,12) zeigt dies anschaulich.

Rezensionen

Rolf Baumann, Biblische Bücherschau 11 (2017).

Matthias Konradt, Theologische Literaturzeitung 142 (2018) 348-351.

Boris Repschinski, Studien zum Neuen Testament und seiner Umwelt. Serie A 43 (2018) 230f.

Olaf Rölver, Theologische Revue 114 (2018) 462–464.

Joseph Verheyden, Biblische Notizen 180 (2019) 136–138.


Antike Fluchtafeln und das Neue Testament: Tagung in Mainz 2018

Unter dem Titel „Verflucht und zugenäht. Antike Fluchtafeln und das Neue Testament“ hat vom 5.-7. April 2018 eine internationale Tagung an der Universität Mainz stattgefunden. Bibelwissenschaftlerinnen und Bibelwissenschaftler aus Kanada, den USA, Großbritannien, den Niederlanden sowie dem deutschen Sprachraum trafen sich in Mainz, um erstmals das Material der sogenannten Fluchtafeln (defixionum tabellae) für die neutestamentliche Forschung auszuwerten. Ein Höhepunkt der Tagung war die Führung mit Prof. Dr. Jürgen Blänsdorf im Heiligtum der Isis und Mater Magna in der Mainzer Römerpassage (Foto). Jürgen Blänsdorf hat die dort gefundenen Fluchtafeln übersetzt und ediert.

Die Tagung wurde von Dr. Michael Hölscher (Mainz), Dr. Markus Lau (Fribourg) und Dr. Susanne Luther (Mainz) organisiert und von der Fritz-Thyssen-Stiftung sowie dem Zentrum für Interkulturelle Studien der Universität Mainz gefördert.

Die Vorträge sind veröffentlicht in:

Michael Hölscher/Markus Lau/Susanne Luther (Hrsg.), Antike Fluchtafeln und das Neue Testament. Materialität – Ritualpraxis – Texte (WUNT 474), Tübingen 2021. Eine Vorstellung des Bandes mit den Abstracts der Beiträge findet sich hier.

Pressespiegel: Markus Lau im Gespräch mit Norbert Demuth von der Katholischen Nachrichtenagentur: "'Kommunikation mit den Göttern und den dunklen Mächten'. Über das Fluchen in der Antike und im Christentum" (publiziert von domradio.de, 7. April 2018; Lüdenscheider Nachrichten vom 7. April 2018; Freiburger Kirchenzeitung Konradsblatt). Michael Hölscher im Gespräch mit Thomas Koch (SWR2, Journal am Mittag, 4. April 2018). Tagungsbericht von Andrea Christine Pichlmeier (Passau) in ihrem Blog (7. April 2018) sowie im Blog des Katholischen Bibelwerks e.V. Tagungsrückblick von Michael Hölscher in seinem Blog (12. April 2018).